Die Trägersysteme für die in Europa stationierten US-Bomben sind in allen fünf Stationierungsländern Kampfflugzeuge. In Deutschland sind dafür Modelle des Typs PA-200 Tornado vorgesehen. Diese Maschinen nähern sich dem Ende ihrer möglichen Einsatzzeit. Soll die technische nukleare Teilhabe fortgesetzt werden, ist es mittelfristig notwendig, dass ein Nachfolgemodell für diese Aufgabe beschafft wird. Bisher plant die Bundeswehr mit einer Nutzung bis 2030.
Die “Quartettkarten” zeigen Bilder und Fähigkeiten unterschiedlicher Flugzeugtypen, die für die Rolle der nuklearen Teilhabe in Deutschland in Frage kommen. Anfang 2022 beschloss die Bundesregierung, F-35-Flugzeuge für die Rolle der nuklearen Teilhabe zu beschaffen. Diese Entscheidung wurde gefällt, nachdem das Verteidigungsministerium der vorherigen Regierung die Beschaffung von F/A-18 E/F-Flugzeugen empfohlen hatte. Die Karte (unten) zeigt die Einsatzreichweiten von Tornado und F-18 im Vergleich.
Name | PA-200 Tornado | F-35 | Eurofighter Typhoon | F/A-18 E/F “Super Hornet” |
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Hersteller | Panavia (Britisch-Deutsch-Italienische Gemeinschaftskonzern) | Lockheed Martin (USA) Planung und Entwicklung wurden von einer Partnerschaft zwischen USA und sieben weiteren Ländern getragen | Eurofighter Jagdflugzeug GmbH (Britisch-Spanisch-Deutsch-Italienischer Gemeinschaftskonzern) | Boeing (USA) |
Produktion | 1979–1998 | Seit 2006 | Seit 2003 | Seit 1997 |
Kampfreichweite | 1390 km | 1093 km | 1389 km | 1296 km |
Beschaffungskosten | Bestand vorhanden | 80-100 Millionen US-Dollar/Flugzeug (für US-Kunden) | 144 Millionen Euro/Flugzeug | 170-194 Millionen Euro/Flugzeug |
B61-12 Zertifizierung | Möglich als “System-1” (ohne verbesserte Waffenfähigkeiten) Erste Testabwürfe fanden statt. | Zertifizierung als „System 2“ (voller Funktionsumfang) im Gang. | Technisch möglich, politisch unwahrscheinlich (kein Interesse der USA, und notwendige Preisgabe von Industriegeheimnissen durch Europäer im Prozess) | In offiziellen US Dokumenten nicht vorgesehen, laut Aussage von Boeing jedoch möglich (Dauer: 7-10 Jahre) |
Wichtige Probleme/ Herausforderungen | Maschinen altersbedingt ausfall- und wartungsanfällig. | Piloten und Techniker müssen für neue Flugzeugtypen umfangreich geschult werden. | Zertifizierung für neues Waffensystem schwierig | Neuer Flugzeugtyp erfordert umfassende Schulungsmaßnahmen für Pilot*innen und Techniker*innen |
Deutschland, Frankreich und Spanien planen derzeit auch die Entwicklung eines neuen europäischen Kampfflugzeuges im Rahmen des Projektes “Future Combat Air System” (FCAS). Dieses Flugzeug will Frankreich, ein Land mit eigenen Nuklearwaffen, auch für nukleare Einsatzaufgaben nutzen. Eine Nutzung durch Deutschland für Aufgaben in der nuklearen Teilhabe ist ebenfalls angedacht. Erste FCAS-Kampfflugzeuge sollen ab etwa 2040 in den drei Ländern ältere Modelle ersetzen. Um die Markteinführung von FCAS nicht zu gefährden, rät Frankreich den deutschen Partnern von der Beschaffung teurer amerikanischer F-35 ab.
Durch die geplante Modernisierung der Nuklearwaffen zu B61-12 entstehen neue Anforderungen an die Trägersysteme: Die Nutzung der neuen Steuerelektronik macht einen elektronischen Datentransfer vom Flugzeug zur Bombe nötig. Nicht alle möglichen Trägersysteme in der Tabelle besitzen entsprechende Schnittstellen. Die Waffe kann von solchen Flugzeugen trotzdem verwendet werden, allerdings mit eingeschränkten Fähigkeiten.
Grundsätzlich ist eine umfassende Zertifizierung von Kampfflugzeugen für die Nutzung von Kernwaffen notwendig. Jede neue Kombination aus Flugzeug- und Waffentyp muss separat den Zertifizierungsprozess durchlaufen. Die Modernisierung zur B61-12 macht daher eine Überprüfung aller vorgesehenen Trägersysteme nötig. Dieser Prozess dauert in der Regel mehrere Jahre und schließt unter anderem eine Reihe von Testabwürfen mit Bombenattrappen ein. Um ein europäisches Trägersystem für die amerikanischen B61-Bomben zu zertifizieren, müssen sensible technische Daten des europäischen Kampfflugzeugs mit den USA geteilt werden.