Im Juni 2022 sprachen sich bei einer Umfrage von infratest-dimap erstmals eine Mehrheit der Bundesbürger*innen für einen Verbleib amerikanischer Atombomben in Deutschland aus.
Während eine Parlamentsmehrheit und die Bundesregierung Deutschlands Rolle in der nuklearen Teilhabe stets befürwortet haben, gab es in der deutschen Bevölkerung über Jahre eine andere Auffassung. Umfragen verschiedener Organisationen zeigten bis zum Ausbruch des Ukrainekrieges eine klare Mehrheit für den Abzug der Kernwaffen. Dies gilt sowohl für Zahlen der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN), von Greenpeace Deutschland, aber auch bei Umfragen beauftragt durch die Münchner Sicherheitskonferenz.
Im Folgenden stellen wir Umfrageergebnisse von ICAN detaillierter dar. In der Umfrage von 2019 haben sich 67% der Befragten für einen Abzug der Nuklearwaffen ausgesprochen. 16% für einen Verbleib. Es gibt einen deutlichen geschlechtsspezifischen Unterschied: 71% aller Frauen befürworten den Abzug, und nur 11% sind dafür, die Waffen in Deutschland zu behalten.
Im Vergleich mit parteipolitischen Präferenzen fällt auf, dass Anhänger*innen von Linkspartei und den Grünen den Abzug mit über 80% befürworten. Bei den anderen Parteien ist der Anteil, wie in der Abbildung gezeigt, niedriger. Am niedrigsten – aber immer noch mit einer klaren Mehrheit von 56% – ist der Anteil der Abzugsbefürworter*innen bei Anhänger*innen der CSU.
Diese Zahlen erklären auch die nicht abreißenden Protestaktionen vor dem Luftwaffenstützpunkt Büchel. Vor dem Fliegerstandort, der zur Zeit wahrscheinlich bis zu 15 US-Atomwaffen beherbergt, finden seit vielen Jahren Blockadeaktionen und Demonstrationen statt. Dabei praktizieren Aktivist*innen auch zivilen Ungehorsam – etwa dem Überwinden des Zaunes des Fliegerhorstes. Auch wenn die Größe der einzelnen Protestaktionen oft nur wenige bis einige hundert Menschen umfasst, zeigt die Konstanz der Aktivitäten seit vielen Jahren, wie wichtig Einzelnen dieses Thema ist.